Abschied Ehernpräsident Theodor Bittel 2004

Das Leben eines lieben Menschen ging zu Ende.
Die Erinnerung aber bleibt.
Sie tröstet in Trauer und Schmerz,
spendet Hilfe und bringt Hoffnung.

Zum Abschied von Ehrenpräsident Theodor Bittel, Sins


Im Jahre 1954 wurde Theodor Bittel Mitglied der Kleinkaliberschützen Sins. Gleichzeitig übernahm er im Vorstand das Amt des Aktuars. Unverkennbar war sein Talent zum Schiesssport, dies bewiesen die sehr guten Resultate, welche er auf Anhieb mit einer Leihwaffe des Vereins erzielte.

1960 stand der Verein vor der Auflösung, da sich vier der fünf Vorstandsmitglieder nicht mehr zur Wiederwahl stellten. Die Freude am Schiesssport bekräftigte ihn zusammen mit vier Kameraden einen neuen Vorstand zu bilden, sodass der Verein weiter existieren konnte.

Zeit seines Lebens hat er sich mit der Technik befasst. So war es nicht verwunderlich, dass er 1963 auf die ersten Matchgewehre (Stutzer) aufmerksam wurde, die neu auf den Markt kamen. Gross war seine Freude, als er sich schon bald eine solche Waffe erwerben konnte. Um eine einigermassen faire Chancengleichheit gegenüber den Karabinerschützen zu halten, mussten allerdings alle Stutzer-Schützen in den ersten Jahren sämtliche Programme in der Kniendstellung absolvieren. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass 1964 sechs Laufscheiben gekauft und installiert wurden. Viele Stunden hat er in den notwendigen Umbau des Standes investiert.

Mitte der 70er Jahre kamen erste Gedanken zur Planung eines "eigenen" Schützenhauses auf. Mit seinen damaligen Weggefährten im Vorstand wurden unzählige Varianten diskutiert, mögliche Standorte besichtigt und diverse Finanzierungsmöglichkeiten durchgerechnet. Nach all diesen Abklärungen wurde die Sache im Jahr 1979 konkret. Ein Anbau am bestehenden Schützenhaus (Eigentum der 300 m Schützen) inklusive Aufstockung, wurde als die beste Variante gewählt. So kam es, nach den ausserordentlichen Generalversammlungen der beiden Schützenvereine 50 m und 300 m,1979 zur Gründung der Baukommission. Spontan stellte sich Theodor Bittel zur Verfügung, das Präsidium dieser Kommission zu übernehmen und das Gemeinschaftswerk zu leiten.
Es begannen Monate zäher Verhandlungen mit Behörden, Landbesitzern und Waldeigentümern. Als die letzte Hürde genommen war, kam es im Oktober 1982 zum symbolischen Spatenstich. Nach dreijähriger Bauzeit, bei der Theodor Bittel gegen 720 Frondienststunden leistete, ging sein Traum in Erfüllung. Er war sehr stolz, dass er ein schuldenfreies Werk an der offiziellen Einweihungsfeier im September 1985 dem Verein übergeben konnte.

Nebst diesem grossen Wirken hat er auch sportlich vieles für den Verein geleistet. Durch stetes Training konnte er viele Erfolge an unzähligen Schützenfesten auf die Distanzen 50 m und 300 m feiern. Die Vereinsmeisterschaft der Kleinkaliberschützen, ab 1965 eingeführt, gewann er 18 Mal. Das Cupschiessen entschied er viermal für sich. All dies brachte ihm ein grosses Mass an Routine. Mit seiner kameradschaftlichen Einstellung hatte er vielen Vereinskameraden sein Know-how weitergegeben. So war es nicht verwunderlich, dass er auch ab und zu liebevoll "Trainer" genannt wurde. Als Hilfsleiter stellte er sich für Jungschützenkurse zur Verfügung, um auch bei den Jüngsten seine Erfahrung im Schiesssport, aber auch die sportliche und faire Haltung als Lebensschule zu vermitteln. Es war ihm wichtig, dass der Verein lebte, und dass gute Resultate erzielt wurden. Alljährliche Munitionstests für alle Mitglieder mit dem selbst entwickelten und gebauten Schussapparat war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Ebenso war er bei dem vor über 35 Jahren ins Leben gerufenen Lottomatch massgeblich mitbeteiligt.

Theodor Bittel entwickelte immer wieder neue Ideen, um die Jahresmeisterschaft interessant und attraktiv zu gestalten. So kam er eines Tages mit dem Vorschlag, einen vereinsinternen Wettkampf an einem Tag zu absolvieren. Es sollte ein Anlass sein, der Nervenkitzel und Spannung versprach. Seine Idee war, ein Schiessen mit Direktbegegnungen im Cupsystem durchzuführen. Das Konzept wurde in die Tat umgesetzt und 1976 fand die erste Austragung statt. Für den Sieger spendete er zugleich auch den ersten Pokal.

Als Aktuar amtete er von 1954 bis 1956 und 1963 bis 1971. Viele Dutzend Trainings leitete er in der Zeit von 1956 bis 1958 und 1971 bis 1977 als Schützenmeister. Die Finanzen verwaltete er als Kassier von 1958 bis 1963 und als Baukommissionspräsident von 1979 bis 1985 war er verantwortlich für die gesamte Organisation während der Bauzeit.
Sein von 1969 bis 2000 geführtes Tagebuch in Wort und Bild zeigte seine Leidenschaft und Verbundenheit zum Verein. Viele interessante Begebenheiten von Vereinsreisen, Schiessanlässen und Vereinshocks sind darin festgehalten. Über die gesamte Bauzeit hatte er ebenfalls in diesem Buch berichtet.

Aber auch Schicksalsschläge prägten das Leben von Theodor Bittel. Als sein Sohn, der als Bauleiter im Schützenhausumbau tätig war, im Februar 1984 verstarb, begann für ihn und seine Familie eine schwere Zeit. In den folgenden Jahren brauchte er sehr viel Kraft und Substanz, um diesen schmerzlichen Verlust zu verwinden. 1997 musste er sich nach einem Herzinfarkt einer Bypassoperation unterziehen. Die abnehmende Sehkraft am rechten Auge, verursacht durch einem Arbeitsunfall in den 60er Jahren, machte ihm ebenfalls zu schaffen. Doch er gab nie auf. Um seinen geliebten Schiesssport weiter ausführen zu können baute er die Visierung von rechts- auf linkszielend um.

Sein immenses Schaffen und seine grosse Hingabe während vieler Jahre zum Wohle des Vereins haben nachhaltige Spuren hinterlassen. Dies veranlasste den Vorstand, ihn an der Generalversammlung 1990 für seine grossen Verdienste zum Ehrenpräsidenten der Sportschützen Sins zu ernennen.


Voller Freude ging er am Samstagvormittag, 18. September 2004, mit seinem Sohn an einen Schiessanlass, ehe er im Verlauf des Nachmittags ins Spital eingeliefert werden musste. Eine Notoperation war unvermeidbar. Trotz aller ärztlichen Kunst verlor er diesen letzten Kampf.
Wir sind alle sehr traurig. Vermissen werden wir seinen Humor und seine helfende Unterstützung. Nach fast 51-jähriger Mitgliedschaft hinterlässt der Tod von Theodor Bittel eine riesengrosse Lücke.
Die grosse Teilnahme der Bevölkerung an der Beerdigung vom Samstag, 25. September 2004 hat gezeigt, wie überaus beliebt und geschätzt unser Ehrenpräsident war.

Lieber Theodor, wir Sportschützen werden dich nie vergessen!

Dein Sohn Peter

Einige Bilder aus seinem Vereinsleben

Der Vorstand 1968, er leitete den Verein
dreizehn Jahre in dieser Besetzung.
 
1971: Eine der vielen Auszeichnungen während seiner "Karriere".
 
1976: Gewinn der aargauischen Gruppenmeisterschaft.
 
Präsident Heinrich Amhof übergibt den Cup 1978 dem
Sieger Theodor Bittel
 
Vereinsreise nach Montreux 1978
 
Der Baukommissionspräsident während des
Schützenhaus-Anbaues 1982 als "Masseur".

 

1994 Veteranenschiessen
 

 

18. September 2004, 08:20 Uhr: Zum letzten Mal im Kreise
der Schützenkameraden am Pfadschiessen in Cham.
v.l. Josef Etter, Thomas Amstutz und Theodor Bittel.